Festspiel zur 600-Jahrfeier
Landvogtei Grüningen
Siegel des Pfandbriefes

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«1408 — s bluetig Pfand, Ränkespiel und Liebesband»
  6.9.–5.10.2008

 
Löwe (Grüninger Wappen)
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 Belagerung von Grüningen
 aus «Edlisbacher Chronik 1486»,
 Staatsarchiv

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Rückblick in die Zukunft

Das nahende 1000-Jahrjubiläum Grüningen nimmt die «Grüninger Post» zum Anlass, verschiedene Personen zur Entwicklung des Historischen Städtchens zu befragen.
Dieses Mal steht der seit langen Jahren im Stedtli wohnhafte Hermann Gessler der «Grüninger Post» Red und Antwort. Das Interview für die Redaktion führte Beat Hofmann.

Grüningen, 11.7.2038

Red.: Herr Gessler, wie beurteilen Sie als langjähriger Bürger von Grüningen die heutige Lebenssituation im Stedtli?
H. G.: anders.

Red: Was meinen Sie damit, können Sie sich ein bisschen mehr erklären?
H.G.: eben ist’s halt anders! Mein Urahne gleichen Namens hat ja den Zürchern vor gut 630 Jahren das Stedtli verpfändet in der Hoffnung, die wüssten‘s dann schon recht mit der stolzen Herrschaft einzurichten, stattdessen wurde alles anders!

Red: Wie bitte?
H.G.: Zehnten mussten wir abgeben und uns ducken vor den Herrschaftleut aus der Stadt!

Red: Ja, aber die Zürcher haben unseres Wissens ja auch in Grüningen investiert, haben zum Beispiel die Auslagen für den Schlossausbau übernommen.
H.G: Was hat das uns genützt. Abgerissen ist‘s ja wieder, das schöne Schloss, kaum mehr ein Stein auf dem anderen! Und in meiner Jugend ist dann noch die Kirche abgebrannt bis auf die Grundmauern.

Red: Aber da konnte der Kanton unseres Wissens nichts dafür.
H.G. Das habe ich auch nicht behauptet. Mich tünkts einfach fast symbolisch mit dem Abreissen! Im Rückblick überstürzen sich die Begebenheiten. Wegen einigen Heissspornen, die sich über zu viel Betrieb im Stedtli beschwerten, wurde erst mal eine Lichtanlage gebaut und als dies den Stänkerer immer noch zu wenig war, wurde gar der schöne Damm abgebrochen und damit der Verkehr lahm gelegt.

Red: Aber der Verkehr fliesst doch immer noch schön brav, wenn jetzt auch durch das Tunnel unterhalb des Städtchens.
H.G. Und hat das Stedtli ist damit veröden lassen!

Red.: Verödet?
H.G. Ja wohl, verödet ist’s. Zum meiner Jugendzeit gab es wenigsten noch Laster, die sich durch das Stedtli zwängten, und wir Buben hatten die helle Freude, wenn zwei dieser Riesenfiecher sich einander die Durchfahrt versperrten, wir sind dann auch noch recht zümftig denen im Weg gestanden. Hei, war das ein Fluchen! Und dann? Grabesruhe war eingekehrt, fast wie abgebrannt und ausgestorben war’s. Wenigstens hörte man noch den Dorfbrunnen plätschern. Also Plätschern ist da ja auch zuviel gesagt, ein Prostatarinnsal würde ich das nennen. Das sollte Lebensfreude sein?

Red.: Aber dann wurden Anstrengungen unternommen, das Stedtli zu beleben! Und jetzt lässt es sich da gut leben, eine gut durchmischte Bevölkerung mit fröhlichem Kindergeschrei und lauschigen Plätzchen für die Alten. Sogar mit Strassencafés und wieder einem Dorflädeli. Und verkehrsfrei! Zudem hat Grüningen sich zu einem touristischen Juwel im Zürcher Oberland entwickelt, ist zu einem eigentlichen Zentrum des Kunsthandwerks geworden, das tagtäglich von vielen Besuchern bevölkert wird.
H.G.: Und wer sollen die Besucher bitte sein? Doch nicht etwa die hordenweise einfallenden Chinesen, Japaner und weiss Gott welche Fremdländer!

Red.: Haben Sie etwas gegen Ausländer?
H.G.: Im Gegenteil, mein Urahne hätte es einfach nicht tun sollen.

Red.: Wir verstehen ihren Gedankensprung nicht recht.
H.G.: Das Stedtli verpfänden!

Red.: Was hat das mit Ausländer zu tun?
H.G.: Dann wären wir noch bei denen!

Red: Bei welchen?
H.G.: Ach bitte, haben sie auch Geschichtsunterricht gehabt? Bei den Habsburgern! Bei denen hätten wir‘s ja wohl auch recht zu leben gehabt und falls es uns nicht nicht mehr gepasst hätte, hätten wir‘s mit den Appenzellern gleich getan. So wie beim Stoos oder so. Ein‘s mitdraufgehaut! Dann wäre Grüningen jetzt uns!

Red.: Was würde das bedeuten?
H.G.: Dann wär natürlich alles anders! Wir besässen jetzt eine Republik Grüningen.

Red.: Also, sie meinen, ihre Familie?
H.G.: Sie sagen es!

Red.: Aber das tönt doch fast ein bisschen nach Bananenrepublik.
H.G.: Was erlauben sie sich, so mit einem Staatoberhaupt zu sprechen!

Red.: Bitte untertänigst um Verzeihung! Kommen wir aber nochmals zurück zur Sache, seine Durchlaucht: Was wäre dann anders!
H.G.: Alles!

Red.: Alles?
H.G.: Alles anders!

 

   
 
   
   
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